
Vitamin A: Der Wächter der Sehkraft und des Immunsystems
Die Geschichte der Vitamine ist eine Revolution des Gesundheitsverständnisses, und Vitamin A steht dabei an vorderster Front. Es ist ein essenzieller Nährstoff, dessen immense biologische Potenz seit Jahrhunderten bekannt ist – so ist die Leber eines Eisbären aufgrund ihres extrem hohen Vitamin-A-Gehalts für den Menschen sogar giftig. Doch was genau macht dieses Vitamin so unersetzlich für uns?
Mehr als nur ein Molekül: Retinoide & Carotinoide
Hinter dem Begriff "Vitamin A" verbirgt sich eine ganze Familie von Verbindungen, die in zwei Hauptgruppen unterteilt werden:
- Vorgeformtes Vitamin A (Retinoide): Diese biologisch direkt aktiven Formen wie Retinol, Retinal und Retinsäure finden sich ausschließlich in tierischen Lebensmitteln.
- Provitamin A (Carotinoide): Diese Vorstufen, allen voran das bekannte Beta-Carotin, stammen aus pflanzlichen Quellen. Sie verleihen Obst und Gemüse die charakteristische orange-rote Farbe und müssen vom Körper erst in aktives Vitamin A umgewandelt werden.
Die Kernfunktionen von Vitamin A
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat mehrere gesundheitsbezogene Aussagen für Vitamin A wissenschaftlich bestätigt:
- Trägt zur Erhaltung normaler Sehkraft bei: Dies ist die bekannteste Funktion. Im Auge wird Vitamin A (Retinal) zum entscheidenden Bestandteil des Sehpigments Rhodopsin, das für das Sehen bei Dämmerung und in der Nacht verantwortlich ist. Ein erstes Anzeichen eines Mangels ist daher oft die Nachtblindheit.
- Trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei: Vitamin A ist ein entscheidender Faktor für die Aufrechterhaltung der Integrität unserer Schleimhäute in den Atemwegen und im Verdauungstrakt. Diese Schleimhäute sind die erste und wichtigste Verteidigungslinie unseres Körpers gegen eindringende Krankheitserreger.
- Hat eine Funktion bei der Zellspezialisierung: In Form von Retinsäure wirkt Vitamin A direkt auf unsere DNA und steuert so das Wachstum und die Spezialisierung von Zellen im gesamten Körper.
- Trägt zu einem normalen Eisenstoffwechsel bei: Eine weniger bekannte, aber wichtige Funktion ist die Beteiligung von Vitamin A an der Mobilisierung von Eisen aus den Körperspeichern, was für die Blutbildung relevant ist.
Mangel vs. Überdosierung: Das richtige Maß ist entscheidend
- Mangel (Hypovitaminose): Ein Mangel ist in Industrieländern selten, kann aber bei Fettverwertungsstörungen oder streng veganer Ernährung ohne ausreichende Carotinoid-Zufuhr auftreten. Erste Anzeichen sind Nachtblindheit und eine erhöhte Infektanfälligkeit.
- Überdosierung (Hypervitaminose): Eine Überdosierung ist praktisch nur durch die übermäßige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder sehr leberreicher Kost möglich. Besonders kritisch ist dies in der Schwangerschaft, da zu viel Vitamin A fruchtschädigend wirken kann. Schwangere sollten daher leberhaltige Produkte meiden und bei Supplementen äußerste Vorsicht walten lassen.
Die besten Vitamin-A-Quellen
- Tierische Quellen (Retinoide): Leber (insbesondere Schwein und Kalb), Leberwurst, Eigelb und fettreicher Fisch.
- Pflanzliche Quellen (Carotinoide): Karotten, Süßkartoffeln, Grünkohl, Spinat, Kürbis und rote Paprika.
- Praxistipp: Um die Aufnahme der Carotinoide aus pflanzlichen Quellen zu maximieren, sollten diese immer mit einer kleinen Menge Fett (z.B. ein Schuss Öl im Salat) verzehrt werden.
Disclaimer: Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine medizinische Beratung. Bei gesundheitlichen Beschwerden konsultieren Sie bitte einen Arzt.